Egal wie wenig Platz meine vier Wände boten – für ein kleines mobiles Fotostudio war immer Platz! Naja, zumindest mit ordentlich Umräumen und manchmal auch mit stark provisorischen Lösungen.
Aber egal, schließlich sind Portraitaufnahmen eine tolle Möglichkeit auch bei schlechtem Wetter und unter kontrollierbaren Randbedingungen zu fotografieren. Und eigentlich braucht man auch nicht viel – mein Equipment ist peu à peu gewachsen und hat teilweise noch arg Luft nach oben.
Reine Minimalisten benötigen zunächst nichts als die Kamera und ein möglichst lichtstarkes Objektiv. Typischerweise nutze ich für Portraits eine 50 mm oder 85 mm Festbrennweite. Prinzipiell sind auch längere Brennweiten wie 105 mm für Portraits geeignet – falls man eben den entsprechenden Platz hat.
Im einfachsten Fall verzichtet man auf künstliche Beleuchtung und nutzt das Fensterlicht. Dieses Licht ist sehr weich. Neben Vorhängen etc. lässt sich die Lichtintensität durch den Abstand des Models zum Fenster „einstellen“. Wie bei jeder Lichtquelle gilt auch hier, dass die Helligkeit mit dem Quadrat des Abstands abnimmt.
Im fortgeschrittenen Modus kann man gewöhnliche Blitze oder auch Reflektoren einsetzen. Meine Blitze stecke ich häufig in faltbare Softboxen; als Reflektor kann auch eine Erste-Hilfe-Folie dienen. Erst seit kurzem nutze ich eine Art aufstellbare Leinwand mit weißen bzw. schwarzen Hintergründen.
Wichtiger als die Technik sind natürlich die Motivideen. Um ganz ehrlich zu sein, lasse ich mich häufig von Bildern berühmter Vorbilder inspirieren. Beispielsweise ist das erste Foto eine Nachmachung eines Fotos von Davis Factor, bei dem ich die Rolle von Jude Law übernehme. Zugegebenermaßen mehr schlecht als recht. Das zweite Foto von meiner Frau und mir ist eine Nachstellung eines Fotos, welches David Bailey von Paul McCartney und John Lennon aufnahm. Das dritte Foto wiederum ist angelehnt an Benoit Courti; bei dessen Werken scheinen Hände eine zentrale Rolle zu spielen. Neben bekannten Fotografen eignen sich natürlich auch Portale wie Instagram als Denkanstoß.
Wenn ich mir ein Foto als Inspirationsquelle auswähle, lasse ich mich immer von der Frage leiten, warum die Vorlage eigentlich so gut wirkt. Hat der Fotograf bestimmte Gesichtszüge oder Kleider o.ä. in seinen Fotos bewusst versucht zu betonen? Hätte das Bild auch anders bzw. mit anderen Models gewirkt? Nimmt man sich etwas Zeit um das Originalbild zu analysieren, kann man sich die eine oder andere Enttäuschung sparen.
Ein Nachteil der „externen Inspiration“ ist natürlich, dass man gegebenenfalls in der eigenen Kreativität beschränkt wird. Frei nach dem Motto, dass auch ein blindes Huhn irgendwann ein Korn findet, habe ich die weiteren Fotos ganz frei und ohne Vorlage aufgenommen. Die letzten beiden Bilder sind ja eigentlich gleich – ich konnte mich also nicht entscheiden 😉
Ein letzter Tipp von mir ist, dass es viel Spaß machen kann als Fotograf bzw. Model auch einmal die Seite zu wechseln. Beispielsweise war ich bei dem ersten Foto unglaublich überrascht, wie anstrengend es ist eine gewisse Pose einzunehmen und zu halten. Model zu sein ist Schwerstarbeit! Das dritte Foto mit den Händen habe ich mit dem Selbstauslöser aufgenommen. Ich wurde mehrere hunderte Male geblitzt, das Ganze endete in einer wahren Geduldsprobe.