Quasi pünktlich nach dem Weihnachtsurlaub war es soweit – es schneite und schneite und schneite. Während ich mich im Januar noch traute auch die Nebenstraßen mit dem Auto zu befahren, beschränkte ich mich bei den noch stärkeren Schneefällen im Februar auf Spaziergänge. Aber alles kein Problem – tolle und vor allem minimalistische Motive gibt es bei ausreichend Schnee wirklich überall.
Zu den Fotos inspiriert wurde ich von einem Youtube-Video über den englischen Fotografen Michael Kenna. Michael Kenna fotografiert in schwarz-weiß und überwiegend mit analogen Hasselblad-Kameras im Mittelformat. Die Fotos haben eine ganz eigene minimalistische Ästhetik. Nur in wenigen Fällen ist das eigentliche Motiv wirklich spektakulär, die Bildstimmung ist aber von einer phänomenalen Schlichtheit. Der Betrachter wird gefangen, und das obwohl keine Menschen und nur in seltenen Fällen Tiere – meist Vögel – zu sehen sind.
Warum nun der Schnee zu den Fotos von Michael Kenna passt? Ganz einfach – der Schnee macht es sehr einfach minimalistische Fotos zu schießen. Häufig störende und ablenkende Details verschwinden und geben den Blick auf das Wesentliche frei. Anbei ein paar Motive, welche sich bei ausreichend Schnee wirklich überall finden lassen.
Zugegebenermaßen fehlt den Bildern die mystische und verträumte Stimmung der Bilder von Michael Kenna. Wir werden das Original sicherlich nie erreichen, können uns dem Ganzen aber vielleicht noch etwas nähern. Vielleicht hilft es ja Motive zu wählen, welche eine gewisse Assoziation auslösen. Als Beispiel dafür können Bäume dienen. Zugegebenermaßen wäre der minimalistische Look noch stärker, falls der Boden tatsächlich komplett weiß wäre.
Im nächsten Schritte habe ich mich an Vögeln versucht. Konkret habe ich Graugänse auf einem Feld angetroffen. Die deutsche Population der Graugänse hat in den letzten Jahrzehnten rasant zugenommen, auch im Winter sind sie noch häufig in Deutschland anzutreffen. Bei den letzten Bildern bin ich einmal um das Feld herumgestapft um die Models vor dem grauen Horizont zu erwischen. Eigentlich wollte ich die Gänse am Ende noch einmal von der Nähe im Flug erwischen – bei den lebensfeindlichen Bedingungen wollte ich sie dann aber doch nicht aufscheuchen.
Natürlich bin ich ab und zu auch auf einige Spaziergänger gestoßen. Bei der einzelnen Fußgängerin wollte ich den Eindruck erwecken, dass sie „in die Unendlichkeit“ läuft. Bei der Detail-Ansicht des Fußgängers habe ich den Eindruck, dass es modisch auch perfekt in die 90er-Jahre gepasst hätte.
Schließlich habe ich noch zwei Fotos aufgenommen, welche nicht wirklich zur vorherigen Serie passen – alleine schon wegen der Farbe. Bei dem ersten Foto habe ich den roten Farbton etwas verstärkt. Bei der Aufnahme hatte ich mit unterschiedlichen Belichtungszeiten gespielt. 1/50 s war schließlich der optimale Kompromiss um einerseits die Pflanzen scharf abzubilden und anderseits die Bewegung des Schnees zu zeigen.
Das letzte Bild zeigt den Mittellandkanal. Wichtig war natürlich die Symmetrie. Das Foto entstand aus drei Aufnahmen: Bild 1 diente der Abbildung des Schiffes. Bei Bild 2 habe ich die Belichtungszeit erhöht mit dem Ziel die Wasseroberfläche zu glätten. Bild 3 habe ich aufgenommen um noch ein paar Fußgänger auf das Bild zu bekommen. Da ich mit Stativ gearbeitet habe, war der Bildausschnitt aller Aufnahmen exakt gleich – ich konnte sie also sehr einfach per Ebenenmaske in Photoshop zusammenführen.
Als Fazit der Session habe ich für mich mitgenommen, dass man den wirklichen Bildlook von seinen fotografischen Vorbildern natürlich nicht so einfach kopieren kann. Aber viel wichtiger ist ja auch die Inspiration neue Dinge auszuprobieren. Bei nächster Gelegenheit versuche ich zwei weitere Stilmittel anzuwenden: Erstens (wie bei dem Foto mit dem Schiff) die verstärkte Nutzung eines Graufilters, um auch tagsüber Langzeitbelichtungen zu ermöglichen. Neben Wasseroberflächen kann somit auch der bewölkte Himmel weichgezeichnet werden, sodass dieser nicht von dem eigentlichen „harten“ Hauptmotiv ablenkt. Zweitens hoffe ich zeitnah auf Nebel, da auch dieser störende Bildelemente ausblendet und eine tolle Bildstimmung ermöglicht.