Der eigentliche Hintergrund dieser Fotos ist ein wenig traurig – nämlich das wirklich üble Unwetter inklusive Hochwasser in Teilen Deutschlands Mitte/Ende Juni. Besonders stark betroffen war die nördliche Region Kassels, bestimmte Gebiete in NRW sowie Braunschweig. Da ich zu der Zeit in Süddeutschland unterwegs war, ging das Ereignis zunächst an mir vorbei – bis ich dann per Whatsapp von Freunden und Familie Videos und Bilder von schwimmenden Autos sowie überfüllten Kellern erhielt. Wirklich schauerlich…

Als ich am nächsten Abend in Braunschweig ankam, war die größte Gefahr natürlich längst gebannt. Weiterhin auffällig war die krasse Luftfeuchtigkeit; durch den Nebel schienen die Sonnenstrahlen ähnlich prominent wie auf Zeichnungen von 5-Jährigen. Leider habe ich keine Beweisfotos, schließlich hatte ich auf dem Fahrradweg vom Bahnhof keine Kamera dabei…

Diese Foto-Gelegenheit hatte ich wohl verpasst. Aber Hauptsache das eigene Hab- und Gut war nicht komplett abgesoffen. Um diese Feststellung auch für die Nachbarschaft zu validieren, ging ich noch ein wenig am späten Abend spazieren. Und um Langeweile vorzubeugen, begleitete mich eine Kamera-Minimalausstattung in Form einer kompakten 28 mm Brennweite.

Und was soll ich sagen…der Nebel war noch da und tauchte die so bekannte nähere Umgebung in eine träumerische Atmosphäre. Im Kampf gegen die Dunkelheit joggte ich schließlich von Fotospot zu Fotospot. Ab dem vierten Foto mit dem kleinen Licht auf der Wiese wurden die Bedingungen weiter erschwert, da ich sie ein wenig zu enthusiastisch überschreiten wollte und meine Beine plötzlich in einem neu entstandenen See vorfand. Aber egal, das Motiv fand ich super, insbesondere da mich dieses Haus am anderen Ende des „Sees“ ein wenig an the Great Gatsby erinnerte. Und schließlich wurde das Leid geteilt: So musste sich auch die Kamera quälen, da ich die ISO innerhalb einer Dreiviertelstunde von 1.000 auf schließlich 10.000 steigern musste. Wenn die Entrauschung in der Nachbearbeitung in den letzten ein bis zwei Jahren nicht so wahnsinnige Fortschritte gemacht hätte, könnte man auf den letzten Bildern den Nebel wohl kaum vom Bildrauschen unterscheiden.

Das finale Motiv und letzte Foto dieser Reihe entstand auf einer halbherzig-abgesperrten Wiese mit einer sehr verlassen wirkenden Art von Straßenlaterne. In meinem blinden Eifer hatte ich die Laterne völlig unterschätzt und nicht gesehen, dass sie auch mit einer Kamera und Lautsprecher ausgerüstet war. Es war wirklich sehr skurril, als diese mitten im Nichts befindliche Laterne ihre Stimme an mich richtete mit der Bitte meine Fotoserie nun zu beenden bzw. (umgehend!) das Gelände zu verlassen. Ich wollte meinen Gesprächspartner nicht ein weiteres Mal unterschätzen, gehorchte unmittelbar und verabschiedete mich bis auf Weiteres von dem träumerischen Nebel.