Meine Kamera hatte Heimweh. Ich redete ihr ein, dass auch Deutschland tolle Ingenieurskunst und stolze Kamera-Unternehmen beherbergt. Meine D800 erwiderte jedoch, dass Leicas für Ärzte und Apotheker seien und allgemein die deutsche Kameraindustrie den Massenmarkt ab den 70ern an Nikon, Canon und Co. verloren hat. Meine Frau zeigte Verständnis und ich versprach meinem aufmüpfigen Gesprächspartner (der Kamera!) einen Flug Richtung Japan – natürlich im Handgepäck.

Wir trafen zur Kirschblütenzeit in Tokyo ein. Das frische Pandababy im benachbarten Zoo sorgte für leere Gänge im Tokyo Natual Museum. Wie auch im Park wiesen fast alle im Museum ausgestellten Objekte einen starken Bezug zu Kirschblüten auf.

Von Tokyo aus startend erkundeten wir schließlich die Umgebung und besuchten die große Buddha-Statue aus dem 13. Jhd. in Kamakura sowie die historische Stadt Nikko aus dem 8. Jhd. Von der Statue gibt es übrigens auch tolle Bilder von dem englischen Fotografen Michael Kenna. Noch besser – weil schlichter – hatte uns die ehemalige kaiserliche Winter- und Sommerresidenz gefallen. Dies war wirklich ein Ort, bei dem das laute Klacken meines Kameraauslösers störte. Während der weiteren Reise lernten wir die Pünktlichkeit der japanischen Züge kennen. Zudem konnte man dort insbesondere morgens (physischen) Anschluss an die Bevölkerung finden.

Noch fotogener als Tokyo war natürlich Kyoto. Direkt bei der Ankunft begegneten wir hunderten Geishas. Moment – hunderte Geishas? Hunderte Geishas mit Selfie-Sticks? Ich ging den japanischen Instagram-Powerusern ordentlich auf den Leim. Erst am nächsten Tag hatten brachten wir wieder etwas Ordnung in den Tag und besuchten den Kinkaku-ji, den Goldpavillon. Im Endeffekt ist jedoch auch dieser wieder ein Fake, da das Original aus dem 14. Jahrhundert im Jahr 1950 durch Brandstiftung zerstört wurde. Aber auch der Nachbau ist sehr schön.

Zwar sehr hoch angepriesen, jedoch etwas weniger faszinierend für uns kühle Teutonen ist das Aquädukt am Nanzen-Ji-Tempel. Die japanischen Fotografin schien jedoch beeindruckt.

Weitere Trips führten uns nach Nara, als ehemalige Hauptstadt des 8. Jhd. der Vorgänger von Kyoto und dementsprechend der Vor-Vorgänger von Tokyo. Die gezeigte Hand gehört zur größten bronzenen Buddha-Statute, stilecht in dem wohl größten Holzhaus der Welt. Das Holzhaus war ehemals noch größer, brannte jedoch ab. Geteiltes Leid ist halbes Leid – die Pagode am Eingang des Parks musste im Laufe der Jahrhunderte bereits fünfmal ersetzt werden. Das Durchklettern der Pfosten soll dem Mädchen übrigens Glück bringen. Das funktionierte auch – im Gegensatz zu ihrer Mutter blieb sie nicht stecken.

Ein klein wenig zu touristisch war unser Aufenthalt in Koyasan. Dieses auf einem Berg gelegene und mit einer sehr schönen Bahnanbindung erreichbare Dorf ist insbesondere berühmt für einen buddhistischen Friedhof und zahlreiche Tempel. Die abendlichen Aufnahmen habe ich aus Materialmangel ohne Stativ gemacht. Die Stimmung wurde untermalt von einem ständigen Regen. Am nächsten Morgen war ich sehr froh, dass Kamera und Objektiv den zweistündigen Ausflug ins kalte Nass ohne Schaden überstanden hatten.

Der nächste Halt hieß Himeji. Ich fotografierte die weiße Burg und wurde von einem Japaner geadelt, welcher durch den Sucher meiner Kamera blickte – dieses Mal auf dem Stativ – und mir anschließend anerkennend auf die Schulter klopfte. Ich war glücklich! Ein sicherlich ähnlich gutes Motiv war der fahrradfahrende Hund mit Chauffeur.

Unser vorletzter Stop war die Insel Miyajima. Der Götterbote beobachtete mich beim morgendlichen Fotografieren des Itsukushima-Schreins. Ich nahm mir ein Beispiel und beobachtete später die weiteren Touris beim abendlichen Fotografieren eben dieses Objektes. Miyajima ist auch ein guter Startpunkt für Tagesreisen nach Hiroshima.

Der wirklich letzte Stop vor dem Rückflug war Kanazawa, eine Stadt fernab des touristischen Trubels. Kanazawa ist bekannt für den tollen öffentlichen Park. Natürlich war auch hier alles in Kirschblütenfarbe – ist doch Ehrensache.